SO, 02.03.2003: von Papa
KRIEG ODER FRIEDENDie Krise zwischen den USA und dem Irak Dieser Text ist sicher nicht so einfach zu verstehen, weil die Problematik sehr kompliziert ist. Doch vielleicht hast Du, wenn Du schon etwas älter bist, Lust, einen Blick auf das Weltgeschehen von 2002/2003 zu werfen. Das, was unsere Welt in diesen Tagen beschäftigt - heute, da Du etwa ein halbes Jahr auf der Welt bist. Im Vordergrund steht sicher der Konflikt zwischen den USA und dem Irak. Die Lage ist derart brisant, dass eine Eskalation, also ein Krieg zwischen den beiden Ländern, droht. Da viele Länder direkt oder indirekt beteiligt sind, ist nicht auszuschliessen, dass ein Krieg zwischen den beiden Nationen sich ausbreiten könnte auf andere Länder. Am Ende könnte schlimmstenfalls ein dritter Weltkrieg stehen. Doch wir alle hoffen natürlich, dass es erst gar nicht zu einem Krieg kommen muss.
Ich versuche mal, mit einfachen Worten die Situation zu beschreiben, wie sie momentan in etwa ist.
Da sind also die Amerikaner, allen voran der amerikanische Präsident Bush und der Aussenminister Powell, die den irakischen Präsidenten Saddam Hussein stürzen wollen. Warum wollen sie das? Sie sagen, dass der Irak gefährliche Waffen besitzt, die das Land nicht besitzen darf. Um dies zu überprüfen, sind seit geraumer Zeit sogenannte Waffeninspektoren der UN (Vereinte Nationen) in Irak und untersuchen das Land. Sie suchen nach Fabriken, in denen z.B. Massenvernichtungswaffen gebaut werden könnten, oder Lager, in denen z.B. Raketen gebunkert sein könnten, usw. Diese "neutralen" Menschen, die den Irak durchforsten, haben Anhaltspunkte gefunden, aber keine Beweise. Doch die Amerikaner sagen, dass Saddam Hussein die Inspektoren nur an der Nase herumführt und nicht wirklich mit ihnen kooperiert, so wie es gefordert wird. Angeblich setzt Saddam auch seine Wissenschaftler massiv unter Druck, ja nichts preiszugeben, sonst ginge es z.B. deren Familien an den Kragen.
Fakt ist, dass Saddam Hussein sehr fiese Waffen bessesen HAT - und sich auch nicht scheute, diese (z.B. gegen Iran) einzusetzen. Selbst gegen sein eigenes Volk (im Norden Iraks) setzte Saddam Biowaffen ein. Und er droht in fanatischer Art und Weise damit, im Falle eines Angriffs massiv gegen die USA (und andere) vorzugehen.
Doch jetzt zu glauben, dass die Amerikaner in selbstloser Mutter-Theresa-Manier nur die Welt vor dem bösen Saddam schützen wollen, wäre zu einfach. Denn die Amerikaner waren es selbst, die dafür gesorgt haben, dass Saddam überhaupt solche Waffen bauen kann. Übrigens nicht nur die Amerikaner, sondern auch die Engländer, die Franzosen und auch die Deutschen haben Irak Waffen geliefert und die Technik, um eigene hochentwickelte Waffen zu bauen. Die Amerikaner haben es getan, weil sie ganz froh waren, dass es da im "heißen Nahen Osten" jemanden gab, der dem rebellischen Iran (unter Khomeni) Paroli bieten konnte. So mußte man sich nicht selber die Finger dreckig machen. Und lange haben die westlichen Länder über die Schandtaten des Saddam Hussein hinweggeschaut.
Jetzt auf einmal bekommen die westlichen Länder Angst, dass Saddam gefährliche Massenvernichtungswaffen hat. Doch Saddam sagt, er habe keine. Ausserdem unterstellen die Amerikaner der irakischen Führung, die El Kaida zu unterstützen. Die El Kaida ist maßgeblich verantwortlich für die Terror-Anschläge auf die USA am 11. September 2001. Saddam bestreitet jedoch, irgendetwas mit der El Kaida zu tun zu haben.
Seit Monaten ziehen nun amerikanische Truppen in die Golf-Region und bereiten sich auf einen Krieg vor. 150.000 amerikanische Soldaten sind dort schon stationiert. Und wieder und wieder versuchen die USA, den Rest der Welt davon zu überzeugen, dass ein Krieg nicht mehr zu vermeiden sei. Saddam habe zahlreiche ultimative Warnungen ignoriert und jetzt sei endgültig Schluss. Kritiker der progressiven amerikanischen Haltung sehen jedoch, dass die Amerikaner wohl auch aufs Öl schauen, das es dort in der Region in Massen gibt. Einen grossen Teil ihres eigenen Ölbedarfs beziehen die Amis (und wir) aus dem Nahen Osten. Wenn der Irak nun zum Beispiel das viel schwächere (aber sehr reiche) Nachbarland Kuwait angreifen würde, wäre das ein grosses Problem.
Trotz all der Fakten, die gegen Saddam Hussein sprechen, finden die Amerikaner mit ihrer kriegerischen Absicht nur bei einem kleinen Teil der Welt Zuspruch. So haben sie z.B. Grossbritannien (Tony Blair) auf ihrer Seite (aber die Engländer halten ihr Fähnchen sowieso gerne nach dem amerikanischen Wind aus). In Deutschland und Frankreich z.B. finden die Amis nur wenig Zuspruch. Unser Kanzler Schröder sprach zwar kurz nach dem 11. September 2001 noch von "uneingeschränkter Solidarität", doch in dieser Frage fordert Schröder, nach friedlichen Lösungen zu suchen. Dies hat u.a. für einigen Wirbel gesorgt und der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft ein paar kräftige Hiebe versetzt.
Aber auch in vielen anderen Ländern ernten die USA überwiegend Kritik, übrigens auch aus dem eigenen Land. Schliesslich würde es in einem Krieg tausende unschuldiger Opfer geben - mindestens. Und ein grosser Teil der irakischen Bevölkerung ist NICHT auf der Seite Saddams.
Tja, so reihen sich momentan die Gipfeltreffen (jüngst auch hier in München), auf denen die Staatschefs dieser Welt darüber debattieren, ob und wie sich ein Krieg verhindern lässt. Und die Amis werden immer lauter, dass sie auf eine Zustimmung der anderen nicht angewiesen sind. Und andere wiederum befürchten, die Amerikaner spielen Weltherrscher.
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