SA, 01.05.2004: EU Ost-Erweiterung
Die EU wird 25 Staaten groß. 10 Länder treten heute der Europäischen Union bei und deswegen trafen sich in vielen Städten Zehntausende auf der Straße, um die Erweiterung der EU zu feiern.

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Foto von der heutigen Feier aus Prag, der Hauptstadt von Tschechien,
einem neuen EU-Mitgliedsland.



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SA, 01.05.2004: von Papa



Heute ist ein großer Tag für die Europäische Union (EU). Denn 10 Länder treten unserer Gemeinschaft bei (oben in der Karte die gelben).

Acht der zehn Länder sind ehemalige Ostblockstaaten, deshalb "EU Ost-Erweiterung".

Diese 10 neuen Länder sind: Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Zypern und Malta.

Aus 15 Mitgliedstaaten werden nun 25.

Mit einem Schlag vermehrt die EU die Zahl ihrer Einwohner von 380 Millionen auf über 450 Millionen und hat damit mehr Einwohner, als die USA und Japan zusammen.

Die Personenkontrollen an den Grenzen bleiben erst mal und es wird noch Jahre dauern, bis der Euro in den neuen Ländern eingeführt ist.

Es soll eine europäische Verfassung geben, also ein eigenes Grundgesetz, sowie einen europäischen Außenminister - vielleicht Joschka Fischer, der jetzige Außenminister Deutschlands?

Dreiviertel der Deutschen glauben, dass die EU Ost-Erweiterung deutsche Arbeitsplätze gefährdet.

Erhoffen tut sich die Gemeinschaft von der Erweiterung z.B. eine stärkere Rolle Europas in der Welt (auch in Hinblick auf die Weltmacht USA). Doch das neue Europa hat seinen Preis: Deutschland muss sich darauf einstellen, denn die neuen Länder bieten Billiglöhne, flexible Arbeitszeiten und Niedrigsteuern. Heute schon haben etliche deutsche Unternehmen Produktionstätten ins Ausland, insbesondere in Ostländer, verlagert. Das schreibt zum Beispiel der SPIEGEL in der aktuellen Ausgabe dazu:



    Gelsenkirchen hat schon bessere Tage gesehen, damals in den sechziger Jahren, als die Kohle Tausenden vermeintlich sichere Arbeitsplätze bot und die Stahlindustrie im Ruhrgebiet florierte. Heute, viele Jahre und etliche Zechenstilllegungen später, ist die Stadt mit einer Arbeitslosenquote von 17,7 Prozent trauriger Spitzenreiter im Westen Deutschlands. Und doch erscheint die Gegenwart geradezu golden - im Vergleich zu dem, was kommt. Zwei der größten noch verbliebenen Arbeitgeber der Stadt, der Heizgerätehersteller Vaillant und der Automobilzulieferer TRW, wollen abwandern oder Produktionsteile verlagern - nach Tschechien oder in die Slowakei, wo die Löhne niedrig und die Arbeitszeiten flexibel sind. Insgesamt stehen in der einstigen Stadt der 1000 Feuer fast 1000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. "Hier werden Menschen auf die Straße gesetzt wie ein räudiger Hund, um an anderer Stelle noch ein paar Euro mehr zu machen", attackierte Oberbürgermeister Oliver Wittke (CDU) die Pläne. Die Stadt stand auf, wie sie in der Vergangenheit immer wieder aufgestanden war - mit Menschenketten, Mahnwachen und Mutter-Kind-Protesten bei der Geschäftsführung. Einige ketteten sich sogar am Werkstor von TRW fest.


    Der Betriebsrat des Autozulieferers beauftragte zwei Gutachter damit, den tatsächlichen Lohnkostenvorteil einer Verlagerung zu untersuchen und möglichst kleinzurechnen. Aber einem Monatslohn, der ein Fünftel des deutschen beträgt, ist selbst mit höherer Mathematik schwer beizukommen. "Das Gutachten kam zu dem
    Schluss, die Verlagerung sei begründet", sagt Betriebsrat Bernd Otto. Die Belegschaft will nun anbieten, freiwillig 40 Stunden zu arbeiten. Ob das reicht? Oder müssen sie auch noch die Löhne senken? Und wenn ja, wie weit? Auf tschechisches, polnisches, slowakisches Niveau? Aber wie soll ein Mensch mit solchen Löhnen in einem Land mit deutschen Mieten und deutschen Preisen leben?

Auch "Giganten" trifft der Globalisierungsdruck. Hier ein Bericht von wdr-online (24.06.04)(http://www.wdr.de/themen/wirtschaft/wirtschaftsbranche/siemens/einigung.jhtml):
    Siemens: Mehr Arbeit, weniger Geld

    Kompromiss um Arbeitsplätze offenbar erfolgreich

    Das Unternehmen hatte vor, 2.000 Arbeitsplätze aus Nordrhein-Westfalen nach Ungarn zu verlegen. Im viermonatigen Ringen um den Erhalt der Jobs in Nordrhein-Westfalen gibt es nun eine Einigung zwischen dem Unternehmen und der Gewerkschaft IG Metall, teilte das Unternehmen am Donnerstag (26.06.04) mit.

    Im Kern geht es bei der Einigung darum, dass die Mitarbeiter in Zukunft 40 statt 35 Stunden arbeiten. Dafür gibt es keinen Lohnausgleich. Auch Weihnachts- und Urlaubsgeld werden gestrichen, doch stattdessen soll es eine erfolgsabhängige Jahreszahlung geben. Die Vereinbarungen werden in einem Ergänzungstarifvertrag für die Handy-Fertigung und einer konzernweiten Rahmenvereinbarung festgeschrieben. Die Vereinbarung gilt für alle 4.000 Mitarbeiter der Werke Bocholt und Kamp-Lintfort. Sie ist zwei Jahre gültig, danach stehen die Arbeitsplätze theoretisch wieder zur Debatte. Doch Siemens will Berichten zufolge 30 Millionen Euro in die Handy-Fertigung in Deutschland investieren.

Doch es gibt auch Deutsche, die optimistisch in die neue EU-Zukunft schauen und glauben, dass der erhoffte Aufschwung in den neuen Ländern auch hier für eine wachsende Konjunktur sorgt. Ich kann nur sagen: Deren Wort in Gottes Ohr (mögen sie Recht haben).

Jedenfalls wurde der heutige Tag in allen europäischen Metropolen groß gefeiert, hier ein Foto aus Berlin:



SO, 07.01.2007: Von Papa

Am 01.01.2007 treten noch zwei weitere Länder hinzu: Rumänien und Bulgarien.
Die Türkei hingegen will es partout nicht in das Bündnis schaffen.

Damit gibt es jetzt 27 EU-Mitgliedsstaaten (alphabetisch geordnet):

- Belgien

- Bulgarien

- Dänemark

- Deutschland

- Estland

- Finnland

- Frankreich

- Griechenland

- Irland

- Italien

- Lettland

- Litauen

- Luxemburg

- Malta

- Niederlande

- Österreich

- Polen

- Portugal

- Rumänien

- Schweden

- Slowakei

- Slowenien

- Spanien

- Tschechien

- Ungarn

- Vereinigtes Königreich (Großbritannien)

- Zypern


Web-Tagebuch von Lia Kim Alina